Bhramari - die Hummel


In diesem Artikel stellen wir Bhramari Pranayama vor.
Der Name wird von der indischen schwarzen Hummel Bhramari abgeleitet; er beschreibt den typischen brummenden Klang, der entsteht, wenn man bei dieser Atemübung ausatmet.

Das Adjektiv bhramarin kann im Sanskrit auch bedeuten „süß wie Honig‟ oder „was Entzücken hervoruft‟. Bhramari hat eine augenblicklich entspannende Wirkung auf das Gehirn. Täglich für einige Minuten ausgeführt hilft sie, mentale Spannungen zu beseitigen und erhöhten Blutdruck zu senken.

„Durch fortgesetztes Üben von dieser Pranayama [Bhramari] entsteht Glückseligkeit im Herz der Yogis‟ (Hatha Yoga Pradipika)

Vorgehensweise

Wir wollen zwei Variationen von Bhramari beschreiben: Zunächst die indische Variation, die die bekannteste ist. Setze dich in eine Meditationsstellung mit aufrechtem Rücken. Lege die Hände auf die Knie und schließe die Augen. Atme tief durch die Nase ein und halte den Atem. Lehne dich nach vorne und stütze dich auf die gestreckten Arme, das Gewicht liegt auf den Händen (s. Bild). Beuge nun den Kopf nach vorne, sodass das Kinn die Brust berührt (Kinnverschluss). Ziehe anschließend den Beckenboden, d.h. die Geschlechtsorgane, den Damm und den Aftermuskel zusammen (Beckenbodenverschluss). Halte den Atem eine Weile in dieser Stellung. Bevor du ausatmest, entspanne zunächst den Beckenboden. Hebe dann wieder den Kopf, entspanne die Schultern und sitze aufrecht. Verschließe die Ohren, indem du mit Zeige- oder Mittelfinger die kleinen Ohrklappen leicht gegen den Ohrengang drückst. Die Ellenbogen zeigen zur Seite, so dass der Brustkorb offen bleibt. Die Ausatmung geschieht durch die Nase; der Mund ist geschlossen jedoch entspannt, so daß die Zahnreihen einander nicht berühren.

Mit der Ausatmung bringe einen gleichmäßigen, tiefen und verhältnismäßig kräftig brummenden Ton hervor, wie beim Klang einer Hummel.

Werde eins mit den Klangvibrationen. Lasse sie den ganzen Kopf erfüllen, ja vielleicht den ganzen Körper. Lasse die Hände nach der Ausatmung auf den Knien ruhen und atme normal.

Wiederhole dies neun mal.

Sitze anschließend still mit geschlossenen Augen.

Der Kinnverschluss (Jalandhara Bandha) und der Beckenbodenverschluss (Moola Bandha) werden ebenfalls bei einer Reihe von anderen Atemübungen verwandt, um die Wirkung zu verstärken. Sie beeinflussen sowohl die feineren Energieströme (Nadis), wie auch den Blutdruck, den Herzschlag und die Blutzufuhr zu bestimmten Bereichen des Gehirns. Und sie begünstigen einen entspannten Zustand im Gehirn.

Eine andere Variation stammt aus Tibet. Wärme die Handflächen, indem du sie schnell gegeneinander reibst. Während du einatmest, lasse die warmen Handflächen nach oben über das Gesicht streichen, vom Hals über das Kinn und die Stirn bis oben zum Scheitel. Die Ellenbogen zeigen jetzt nach außen. Mache während der Ausatmung denselben Ton wie oben beschrieben; hierbei werden die Hände nach unten über die Ohren geführt; die Ohren werden so zunächst von den Handwurzeln, dann den Handflächen und schließlich den Mittelfingern geschlossen. Die Bewegung geht danach weiter über den Hals hinunter, bis die Handflächen einander vor der Brust berühren.

Mache dies neun mal.

Sitze anschließend still mit geschlossenen Augen, (gib dir überhaupt nach Atemübungen die ersten 20 Minuten lang Ruhe).

Eine harmonische Schwangerschaft mit Bhramari

Bei der Ausatmung wird das ganze Gehirn durch die leichte Vibration des brummenden Klangs beeinflusst. Nach der indischen Ärztin Dr. Singh werden so jene Bereiche des Gehirns aktiviert, die Angst abbauen und einen ausgeglichenen Gemütszustand fördern (Formatio Reticularis). Gleichermaßen, so Dr. Singh, werden Hypothalamus und Hypophyse stimuliert. Diese befinden sich mitten im Gehirn und haben die übergeordnete Kontrollfunktion über das vegetative Nervensystem und den gesamten Hormonhaushalt des menschlichen Körpers. Oder anders gesagt: hier liegt die Pforte zum Wohlbefinden des gesamten Körpers. Bhramari bildete die Grundlage für ein klinisches Forschungsprojekt, das 1993 in Zusammenarbeit mit der Bihar School of Yoga in Indien durchgeführt wurde. Dr. Singh untersuchte im Laufe eines Jahres 448 Schwangere am Krankenhaus von Monghyr. Alle Frauen erhielten dieselben Bedingungen (medizinische Betreuung, Diäthinweise, Geburtsvorbereitung etc.) - abgesehen von einer Ausnahme: 112 von ihnen praktizerten während der gesamten Schwangerschaft 1 bis 2 mal täglich für 5 bis 10 Minuten Brahmari. Sie taten dies auch während der ersten Phase der Geburt. Die Auswertung brachte folgende Resultate für die „Bhramari-Gruppe‟:

  • Normaler Blutdruck bei allen, gegenüber 25% mit erhöhtem Blutdruck in der Kontrollgruppe (erhöhter Blutdruck ist eine gängige Begleiterscheinung in der Schwangerschaft).
  • Geringere Anzahl von Fehlgeburten (2% im Gegensatz zu 8%).
  • Weniger Frühgeburten (2,6 % gegenüber 5%).
  • Durchschnittlich um 25% verkürzte Geburten.
  • Keine Anwendung von schmerzstillenden Mitteln bei der Geburt.
  • Nur ein Fall (1%) von Kaiserschnitt bei der Geburt gegenüber 4% in der Kontrollgruppe.
  • Keines der Neugeborenen litt an Sauerstoffmangel (0% gegenüber 12%).
  • Deutlich höheres Durchschnittsgewicht der Neugeborenen (3.325 g gegenüber 2.850 g).

Diese Ergebnisse werden darauf zurückgeführt, dass die Schwangerschaft als Folge des regelmäßigen Praktizierens von Bhramari frei von Angst oder Stress war. Der Hormonhaushalt der Frauen wurde besser reguliert, was die Geburt von gesunden Kindern förderte.

Musikalität und Nada Yoga

Durch Bhramari wird das Bewusstsein für feinere Schwingungen geweckt. Es ist deshalb ein wertvolles Mittel, um das Tongehör und die Musikalität zu entwickeln.

Wenn man für längere Zeiträume konzentriert mit Musik arbeitet und es nötig hat, , die Ohren zu entspannen‛, dann ist Bhramari eine ausgezeichnete Übung‟, sagt Turiya, der selbst Saxophon spielt.

In Indien ist Bhramari Teil der klassischen Musikerausbildung.

Wenn du dich in Nada Yoga vertiefen und die inneren Klänge erleben willst (s. Nada Yoga) ist das regelmäßige Üben von Bhramari eine wichtige Vorbereitung.

Nach der Ausführung sitze mit geschlossenen Augen still in einer der im Nada Yoga Artikel beschriebenen Stellungen und konzentriere dich auf die inneren Klänge.

Pranayama

Die Atemübungen des Yoga (Pranayama) werden oft als Schlüssel zu Konzentration und Kreativität beschrieben. Dies ist nicht verwunderlich. Kaum ein anderes therapeutisches System - wenn man die Pranayama einmal so nennen will - hat einen vergleichbar unmittelbaren Einfluss auf das menschliche Nervensystem und somit auf den Geist.

Bereits im Namen ist dies angedeutet: Prana bedeutet auf Sanskrit Energie und Yama „beherrschen‟, „sich bewusst werden über‟. Durch regelmäßige Praxis von Atemübungen wird die feinere, psychische Energie (Prana) geweckt. Blockierungen werden auf harmonische Weise gelöst. Wenn die Energie ungehindert fließt, machst du dich frei von begrenzenden Zuständen wie Rastlosigkeit, Verwirrung oder Mangel an Energie. Pranayama ist ein kraftvolles Werkzeug, um den Geist zur Ruhe kommen zu lassen und eine gute Vorbereitung auf die Meditation.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Medizin umfassender mit den Wirkungen von Pranayama beschäftigt. Das Interesse ist weltweit, die ca 40 Untersuchungen, die veröffentlicht wurden, stammen u.a. aus Tschechien, Indien, Deutschland und den USA. Bisherige Ergebnisse: Verbesserte Entspannungsfähigkeit - Abbau von Stress - Normalisierung des Blutdrucks, sowohl von zu hohem wie zu niedrigem - gesteigerte allgemeine Vitalität - größere Lungenkapazität, - Ausgewogenheit der Funktionen der beiden Gehirnhälften - erfolgreiche Anwendung in der Asthmatherapie.

Forschung hat gezeigt, dass Summen, Singen, Mantragesang und insbesondere Bhramari Pranayama (die Hummel), die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) in der Nase erhöhen und somit die heilende Wirkung fördern.